Venedig - Traum und Schrecken zugleich

Weltkulturerbe Venedig, innerhalb der Lagune wohnen ca. 60.000 Einwohner - ca. 30 Millionen Touristen pro Jahr
Weltkulturerbe Venedig, innerhalb der Lagune wohnen ca. 60.000 Einwohner - ca. 30 Millionen Touristen pro Jahr

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich mal in Venedig auf dem Markusplatz stehe - aber man soll ja niemals nie sagen... Venedig ist von Sabbioni Treporti (unserem Campingplatz) vermutlich nur 4 km Luftlinie entfernt und da permanent Schiffe nach Venedig fahren kommt man gar nicht drum herum, Venedig ein kleines Besucherle abzustatten. Wir kaufen auf dem Campingplatz ein Tagesticket für 20 Euro. Das ist für die Überfahrt nach Venedig gültig und in Venedig gilt es wie ein Busticket - nur dass es da keine Busse gibt, gefahren wird ja grundsätzlich auf dem Wasser.

Nach dem Frühstück geht es also erst mal zum Hafen - ein kostenloser Service des Campingplatzes. Der Minibus hat hinten zwar nur 3 Sitzplätze, der Fahrer stopft aber 4 Personen nach hinten. Ich bin der erste, der einsteigt und ich bin froh, dass Personen mit Überbreite in der vorderen Reihe Platz nehmen. 

 

Es ist ja nur eine kurze Fahrt, dann sind wir auch schon am Hafen angekommen. Wir finden den richtigen Einfang am richtigen Bootssteg und sind in freudiger Erwartung. Neben uns plappert eine Gruppe Franzosen unentwegt - ich kann nicht folgen. Die Einheimischen 

Rechts oder links - wir entscheiden und für rechts...
Rechts oder links - wir entscheiden und für rechts...

stehen in einer separaten Warteschlange. Wie ich von einem Bediensteten erfahre, werden die Einheimischen immer bevorzugt - das heißt, sie dürfen vor den Touristenschlangen auf das Schiff. Das verstehe ich auch - diese Leute müssen ja auch arbeiten - ich habe Urlaub.  

Das Schiff läuft ein...
Das Schiff läuft ein...
Kurz vor Venedig werden wir noch von einem Kran überholt...
Kurz vor Venedig werden wir noch von einem Kran überholt...
Nach der Ankunft begrüßt uns das Monument von Victor Emanuel II
Nach der Ankunft begrüßt uns das Monument von Victor Emanuel II
In den Kanälen geht es manchmal eng her...
In den Kanälen geht es manchmal eng her...

Der Markusplatz im Oktober  - wie ausgestorben...
Der Markusplatz im Oktober - wie ausgestorben...
Blick von der Rialtobrücke
Blick von der Rialtobrücke
Auf der Rialtobrücke blockieren die Touristen die besten Plätze...
Auf der Rialtobrücke blockieren die Touristen die besten Plätze...
Um 12 Uhr reduzieren sich die Aktivitäten auf dem Markt...
Um 12 Uhr reduzieren sich die Aktivitäten auf dem Markt...

Ich will wirklich nicht wissen, wie es in der Hochsaison in Venedig aussieht. Wir haben fast Mitte Oktober und die Temperaturen sind noch sehr angenehm. Am Eingang zum Markusplatz bilden sich zwar einige Menschentrauben, die meist durch Gruppen, die sich in Selfie-Position bringen, verursacht werden. Wir kommen überall gut durch und haben genügend Freiraum zum Atmen.

Hier heißt es Bauch einziehen und quer durchlaufen...
Hier heißt es Bauch einziehen und quer durchlaufen...
So ein Käse - schon wieder verlaufen...
So ein Käse - schon wieder verlaufen...
Die erste kreisförmige Brücke in Venedig...
Die erste kreisförmige Brücke in Venedig...
Der Uhrturm, links unten sind die Geldautomaten (nicht im Bild)
Der Uhrturm, links unten sind die Geldautomaten (nicht im Bild)

Gott sei Dank habe ich mein Garmin-GPS-Gerätchen mit... das erlaubt einen stressfreien Spaziergang durch die Lagunenstadt. Es ist ja nicht so, dass man am "Canale grande" einfach so entlang schlendern kann. Sehr häufig ist ein Weiterkommen per Pedes gar nicht möglich, da eine Brücke in einem Privathaus endet oder einfach vor einem ein Kanal auftaucht und man nur in ein Wassertaxi umsteigen kann, um wieder offenes Gewässer oder grössere Plätze zu erreichen. 

Diese Taube hat keine Beine mehr - man sieht es schlecht..
Diese Taube hat keine Beine mehr - man sieht es schlecht..
Preis-Leistung ist in der Tat in der Schräglage...
Preis-Leistung ist in der Tat in der Schräglage...
Eine andere Welt - Busse gibt's nicht - Beförderung auf dem Wasser...
Eine andere Welt - Busse gibt's nicht - Beförderung auf dem Wasser...

Per Schiff von Punta Sabbioni, dann mit den Beinchen / Schiffbus...
Per Schiff von Punta Sabbioni, dann mit den Beinchen / Schiffbus...

Mein Körper ist vergleichbar mit einem steinalten Verbrennungsmotor. Wenn oben kein Kraftstoff reingeschüttet wird, dann bleiben unten die Kolben irgenwann stehen. Und so ist es jetzt bei mir. Ein kleines Lokal, das in der Tat von der Sonne verwöhnt wird, zieht den Hauptgewinn - wir sind die nächsten Gäste.

Eigentlich sind wir der Meinung, dass wir in einem typischen venezianischen Lokal gestrandet sind. Weit gefehlt - Chinesen fragen in perfektem italienisch (zumindest klingt es für meine Ohren perfekt) nach unseren Wünschen. Die Speisekarte ist mit Fotos und den zugehörigen Texten in 5 Sprachen versehen, so  


dass selbst ich in der Lage war, Spaghetti zu bestellen. Wir sind überrascht - es schmeckt sehr gut - ok die Portionen könnten etwas grösser sein... Der Zahlvorgang dauert etwas länger - das kann eigentlich nur deshalb sein, weil sich das Personal vermutlich schämte, das Touristenpack so abzuzocken.

Unweit dieser Lokation kam eine Bäckerei, deren Schaufensterscheibe so lecker bestückt war, dass ein Nichthinschauen gar nicht möglich war. Meine bessere Hälfte war auch gleich verschwunden... ich wollte auch in den Laden treten, dies war jedoch ein Ding der Unmöglichkeit, da ja bereits noch ein anderer potentieller Kunde im Laden war - und so groß war dieser Leckerladen auch wieder nicht. Ich hätte mich eigentlich in das Schaufenster rein legen können, so toll uns süß war das Angebot - Anne kam mit 2 Tüten - ausnahmsweise hätten es auch 3 sein können.

 

Gegen 16 Uhr treten wir wieder die Heimfahrt an. Die Sonne ist nicht mehr so stark wie heute bei der Hinfahrt. Nach 40 Minuten sind wir wieder in unserem Heimathafen. Ein kleiner Spaziergang und wir biegen wieder in unseren Campingplatz ein.  Ich muss noch Wasser nachfüllen - Anne geht in der Zwischenzeit noch etwas shoppen - Vesper für heute abend. 


...weil ich am Anfang geschrieben habe "Traum und Schrecken zugleich". Venedig zu sehen ist wirklich ein Traum - ich war überrascht von den gigantischen Gebäuden, von den Kanälen, der Baukunst und von den Menschen, die sich alltäglich mit den Touristen beschäftigen müssen - ob sie wollen oder nicht.

 

Wenn ich die Masse der Touristen betrachte, die sich einen Weg durch die Lagunenstadt bahnen, dann kann ich durchaus verstehen, dass sich die Einwohner gegen diesen Ansturm von Touristen wehren. Venedig ist pleite und die Stadt verdient nicht die notwendigen  

Wie oben schon gesagt - es ist Oktober und nix los...
Wie oben schon gesagt - es ist Oktober und nix los...

Mittel, um die ganzen Sehenwürdigkeiten instand zu halten - für die Stadt und deren Einwohner werden die Touristen sicherlich mit Schrecken kommen sehen... es sind einfach zu viele...