Die Chancen auf einen schönen Tag sind gut. Ich beschließe ins Tannheimer Tal zu fahren. Ich nehmer noch einen Teil der Skiausrüstung mit, die kann ich ja schon mal ins Winterdomizil bringen. Heute ist kein Verkehr - also kein Stress. Auf dem Campingplatz angekommen - bis auf eine Frau ist er menschenleer - lacht die Sonne. Also mach ich eine Sonnentour. Im Tannheimer Tal liegen ja im Winter die Nordhänge des Tales im Schatten, die Südhänge erfreuen sich der wärmenden Sonne.
Auf meiner Fahrt treffe ich nur wenige Wanderer - Einheimische - um diese Zeit ist ja das Tal wie ausgestorben. Die Touristen sind beim Malochen, um die Kohle für den nächsten Winterurlaub zu beschaffen. Auf dem Weg in Richtung Füssener Jöchle blockiert eine Mamutbaumvollerntemaschiene den Weg. Sie holt sich die Baumstämme vom Hang unterhalb, die liegen da kreuz und quer durcheinander, mit ihrem mächtigen Greifarm. Hat der Greifer mal einen Stamm gepackt, dann gibt es kein Entkommen mehr. Innerhalb von wenigen Sekunden ist der Stamm vom Dicken bis zum Dünnen entastet, dann wird der Stamm im Greifer wieder zurück gerollt zum dicken Teil des Stammes.
Der Greifer schwenkt - den kompletten Stamm in der Waagerechten haltend - über die bereits abgelegten Teilstämme und schneidet den aktuellen Stamm in 3 oder 4 Meter Stücke. Wenn das mal die Holzfäller in Kanada sehen würden...
Ich warte, bis mich der Mann im Vollernter erblickt... In Zeichensprache deute ich ihm, dass ich an ihm gerne vorbei möchte... Er winkt mich freundlich durch. Mein Bike schiebend muss ich etwas den Hang runter, um an seiner Riesenmaschine vorbei zu kommen. Diese 50 Meter um diese Holzhauerei - ich wollte ja sportlich locker wirken - kosten mich mehr Schweißtropfen als die bisher zurück gelegte Strecke.
Auf ca. 1.600 m angekommen, wird aus dem Karrenweg ein Wanderweg. Ich hätte ja auch noch ein Stück geschoben, jedoch sah ich vereiste Stellen in den Schattenbereichen... Ich winke ab und in flotter Fahrt geht es auf gleichem Wege wieder runter - nicht ganz - ich nehme den Abzweig zum Adlerhorst. Und dann kommt schon wieder ein Schild "Holzarbeiten". Langsam bremse ich talwärts - und ich bin froh... die Arbeiter scheinen bereits Feierabend gemacht zu haben. Aber am Wegrand liegen noch einige Stämme unaufgeräumt im Hang - schnell weg hier. Auf dem Campingplatz verwöhne ich meinen Körper mit einer
heißen Dusche. Nun muss ich noch in den MPreis (Supermarkt). Ich habe nix zu futtern - auch kein Bier... und dieser Zustand ist nicht tragbar.
Als ich zurück komme - ich parke oberhalb des Campingplatzes - irrt ein Lieferwagen ganz langsam durch die 3 Häuser und sucht offensichtlich was. Ich steige aus - der Fahrer des Lieferwagens kommt zu mir - er sucht nach der Adresse "Kienzerle 3". Das ist der Campingplatz, die Besitzer sind jedoch momentan in Urlaub... Ob ich ein Paket für sie in Empfang nehmen könnte... Ich bejahe und gehe mit dem Fahrer an die rückseitige Türe des Lieferwagens. Mit der Taschenlampe beäugt er die ca. 5 Pakete, die sich noch im Wagen befinden. Schlussendlich bringt er mir zwei davon. "Es sind 2 Pakete - ist das ok?". Naja, was solls... so habe ich nun 2 Pakete im meinem Vorzelt des Wohnwagens. Da fällt mir ein - bald ist ja Weihnachten... ;-)