Auf dem Weg in die Campingdusche sehe ich, dass sich die Wolkendecke 1.000 Meter weiter nach oben verzogen hat. Der Blick aufs Neunerköpfle ist damit wieder freigelegt. Es ist zwar noch kein blauer Fleck in der grauen Decke zu sehen... aber ich bin zufrieden. In diesem Modus genieße ich den angenehmen Wasserstrahl, der sich über meinen Körper ergießt. Auf dem Weg zurück zum Wohnwagen richtet sich wieder mein Blick in Richtung Berge - und meine Enttäuschung steht mir im Gesicht: Die Wolken haben sich wieder im Tal zu einem gemütlichen sit-in verammelt.
Also erst mal meine Besorgungen erledigen: Obi und Apotheke, dann noch in den Feneberg in Bad Hindelang. Mein Müsli ist alle, weder Milch noch Bier im Wohnwagen und seit Tagen habe ich keine Wurst mehr gesehen.
Für meine Berechtigungskarte erhalte ich an der Talstation einen kostenlosen Skipass. Schon sitze ich in der Gondel und lasse mich zur Bergstation schaukeln. Ich blicke zurück und sehe die Tannheimer St. Nikolaus Kirche. Vor einigen Jahren kurz vor Silvester gab hier der weltberühmte Don Kosaken Chor ein Konzert. Die Einheimischen kamen damals mit einer dicken Decke in die Kirche, um dem Chor zu lauschen. Ich dachte noch: Warum bringen die alle ne Decke mit? Es dauerte nicht lange - und schon dämmerte es mir: In der Kirche war es saukalt - die Einheimischen wußten das...
Auf der Sonnenterrasse der Gundhütte finde ich keine Sitzgelegenheit. Alle Bänke ware von den nach Sonne gierenden Wintersportlern belegt. Naja, Sportler streiche ich mal wieder. Die meisten Gesichter waren bereits krebsrot angelaufen, was nur bedeuten konnte, dann die zugehörigen Körper nicht erst seit einer halben Stunde die wärmende Sonne auf der Terrasse genossen.
Ich fühle mich saustark - kein Wunder - nach diesem sauleckeren Frühstück, tiroler Bröseleskaffee, Müsli mit Walnüssen, Marmeladensemmel (selbstgemacht - nicht die Semmel... ich meine die Erdbeermarmelade) und Joghurt. Satt wie nach einer Weihnachtvöllerei verwöhne ich meine Skatinglatten mit 3 Schichten Wax.
Es ist relativ warm - ich liebe ja da Warme - aber der Schnee wird von den Föhnwinden, die aus Italien über die Alpen gedrückt werden, arg in Mitleidenschaft gezogen.
Weißt du eigentlich, dass die Luft der warmen Föhnwinde bei ihrem Weg über die Alpen auf der Südseite - also wenn sie wegen der Alpen nach oben gedrückt werden - sich erst mal heftig abkühlen und dabei ihre Feuchtigkeit verlieren? Auf
ihrem Abstieg auf der Alpennordseite erwärmen sich die abgekühlten Luftmassen dann wieder, und zwar doppelt so schnell wie bei hrem Aufstieg...
Nicht alle Tage scheint die Sonne vom Himmel. Heute ist der Tag sehr nebulös. Trotzdem fahre ich mal mit der Seilbahn aufs Füssener Jöchle - vielleicht schimmert ja einen Stock höher das Blau durch die Wolken.
Oben angekommen werde ich bitter enttäuscht. Die Nebelsuppe ist heftig, der sonst herrliche Ausblick in Richtung Forggensee ist schlichtweg nicht vorhanden. Die heute aktiven Skifahrerinnen und Skifahrer kann ich - nach einigem Suchen - an einer Hand abzählen. Also nix wie rein in die Sonnenalm - Schock - alle Tische bis auf einen - leer. Nur eine Ballonfahrerfamilie labt sich an Apfelstrudel mit Vanillesauce.
Es könnten sich durchaus mal wieder einige Schneeflocken auf der Erde niederlassen, noch sind die Pistenverhältnisse ja recht gut. Bleibt nur die Frage, wie lange der Schnee den Sonnenstrahlen noch was entgegen setzen kann.
Den Spruch auf der Tafel links musste ich einige Male lesen, bevor ich ihn so richtig verstand. Die Sonnenterasse auf der Sonnenalm ist zur Zeit leider geschlossen, was daran liegt, dass von den 13 Vollzeitstellen, die der Betreiber zur Verfügung stellen kann, nur 6 besetzt sind. Da habe ich mir schon überlegt, ob ich mich als Tellerwäscher oder Geschirr-von-den-Tischen-Räumer bewerben soll. Aber dann würde ich keine Zeit zum Skifahren mehr haben, also habe ich diesen Gesanken wieder verworfen.
Meine Skatingskier warten schon geraume Zeit auf ihren Einsatz. Um ihnen den Kontakt mit dem Schnee zu erleichtern, erhalten die Laufflächen von mir noch 2 Schichten von dem teuren Skatingwachs. Sinnvoller wäre wohl, wenn ich einige Kraft- und Ausdauerpillen schlucken würde...
Heute geht es erst mal aufs Füssener Jöchle. Im Tannheimer Tal kann man im Januar für 3 Wochen - immer von Montag bis Donnerstag - kostenlos alle Seilbahnen, Sessel- und auch Schlepplifte benutzen.
Voraussetzung ist allerdings, dass man für diesen Zeitraum auch eine gültige Gästekarte besitzt.
Wenn dann natürlich noch die Sonne lacht, dann ist die Freude doppelt so groß. Eine Tageskarte würde immerhin das Urlaubsbudget mit 52 Euro belasten. Da also das Skifahren nichts kostet, scheue ich mich nicht, mittags in der Sonnenalm meinen Bauch mit Spaghetti zu füllen...
In Nesselwängle ist heute abend grosses Ballonglühen. Der kostenlose Shuttlebus bringt uns sitzend - Gott sei Dank sind wir auf einer der ersten Haltestellen eingestiegen - ab Tannheim gibt es nur noch Stehplätze - nach Nesselwängle. Ich bin überrascht, wie viele - meist ja Touristen - hierher zum Ballonglühen gekommen sind.
Bei Glühwein und Hot Dog vergeht die Zeit wie im Flug. Ab 21 Uhr fahren die Busse wieder in alle Richtungen, um die Zuschauer wieder nach Hause zu bringen. Nach ca. 20 Minuten standen wir in der Warteschlange ca. auf Position 40. Das sicherte uns den ersehnten Stehplatz für den Rückweg.
Im Tannheimer Tal ist der erste Schnee gefallen, also nix wie hin. Ich wollte ja eigentlich auf die Loipe. Aber erst musste ja der Parkplatz vom Schnee befreit werden, dann das Zeltdach, dann der Wohnwagen... Das hört sich nach gar nicht so viel an. Wenn man jedoch bedenkt, dass der Schnee vom Vorzelt und vom Wohnwagen ja zunächst nur neben den Wohnwagen fällt, wo er da natürlich nicht bleiben kann und von dort wieder weggeschaufelt werden muss, dann hört sich das schon nach etwas mehr an.
Im Wohnwagen gab es dann lecker Kuchen und Kaffee zur Aufmunterung. Das weckte wieder meine Lebensgeister so halbwegs wieder auf. Allerdings verschob ich die erste Langlaufsession auf den nächsten Tag. Fast 3 Stunden Schnee schaufeln, bringt mich doch an meine Grenzen.
Die Nacht war feucht fröhlich, ok - es war ja Silvester. Am nächsten Tag - es war der 1. Tag im noch frischen Jahr 2025 - unternahmen wir mit unseren Freunden aus Vogt eine Wanderung durch die Nellinger Gefilde.
Leider fanden wir im Wald nur noch die abgenagten Knochen von irgendwelchen hungrigen Leutchen. Selbst die Lagerfeuer waren nicht mehr auszumachen.