Fische futtern (nicht füttern) in Putbus...

Die Nacht war ungewöhnlich warm. Dafür war der Wind wie immer... er ist einfach da. Der Himmel hält sich schön bedeckt, in einem Farbton, der sich von hellgrau bis verdammt dunkelgrau beschreiben lässt. Wie immer sind die Sättel der Räder nass - heute Abend montiere ich sie ab und packe sie in den Kofferraum. Es macht ja nicht wirklich Fun, sich mit einer trockenen Hose auf einen nassen, durchweichten Sattel zu setzen. Und wer das nun nicht versteht, der mache mal einen Selbsttest. 

Am Ortseingang von Baabe der Hinweis auf die ca. 30 Quadratkilometer große Halbinsel "Mönchgut", im Südosten Rügens gelegen...
Am Ortseingang von Baabe der Hinweis auf die ca. 30 Quadratkilometer große Halbinsel "Mönchgut", im Südosten Rügens gelegen...
Die Schiffe bleiben heute im Hafen... das Wetter lädt ja auch nicht unbedingt zu einem Segeltörn ein...
Die Schiffe bleiben heute im Hafen... das Wetter lädt ja auch nicht unbedingt zu einem Segeltörn ein...
Eins der 7 Großsteingräber am Fünffingerweg bei Preetz...
Eins der 7 Großsteingräber am Fünffingerweg bei Preetz...

Gerade als wir anfangen, unsere Bikes in Bewegung zu setzen, kommen aus dem Grau die ersten Regentropfen. Wir blicken zum Himmel und ändern unseren ursprünglichen Plan... Prora wäre das eigentliche Ziel gewesen, denn dort stand die Besichtigung des KDF-Bades (Kraft durch Freude) an. Es sollte (1936) ein Bad für ca. 20.000 Urlauber werden - wurde aber nie von den Nationalsozialisten fertig gebaut. Der Gebäudekomplex ist 4,5 km lang, jedoch wurden mit Beginn des Krieges die Arbeiten eingestellt. Heute ist ein Hotel enthalten, Wohnungen, eine Disco und Museen. Bis die restlichen Wohnungen fertiggestellt sind, wird es noch ne Weile dauern. 

Das Verräterhaus hinter der Statue von König Fridrich Wilhelm I. Sie stand ursprünglich am Ortsrand von Groß-Stresow.
Das Verräterhaus hinter der Statue von König Fridrich Wilhelm I. Sie stand ursprünglich am Ortsrand von Groß-Stresow.

Die oben gezeigte Statue stand auf einer 15 m hohen Säule, die 1991 nach Berlin überführt wurde. Allerdings gab es einige Probleme: Während des Transports zerbrach die Statue im Bereich der Beine (wurde nicht repariert). Im Jahre 2005 erfolgte der Rücktransport nach Rügen... wo es auch nicht so glücklich lief: Bei den Verladearbeiten kippte die Statue um und es brachen Teile aus Nase, Zopf, Hutkrempe und Arm. Das Bein (sein rechtes) wurde 2014 restauriert. Die Statue selbst ist 3,40 m, Teile der 15 m hohen Säule liegen rechts der Statue (nicht im Bild sichtbar). 1715 bei der Seeanlandung soll der Überlieferung nach ein Groß Stresower mit Bettlaken auf seinem Hausdach des Verräterhauses der Flotte unter Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. den Weg durch den Rügischen Bodden und an Land gewiesen haben. 

Bei soviel Pech, das mit der Statue einherging, fällt mir doch glatt ein ehemaliger Arbeitskollege ein: Der fuhr an einem Rosenmontag (nachts) über die Brücke von Mainz nach Wiesbaden (in angetrunkenem Zustand). Prompt wurde er kontrolliert und musste seinen Führerschein für ein halbes Jahr abgeben. Kaum hatte er den Lappen wieder - auch ein neues Auto nannte er sein eigen, da musste er zu einem Kunden nach Stuttgart. Er hatte ein Hotel gebucht und fuhr abends bei Dunkelheit rückwärts im neuen Auto ans Hotel, um zu parken - übersah allerdings die Kellertreppe - die er dann auch promt hinunter fuhr... wobei er hart am Eingangstor gestoppt wurde... 

Der Hafen in Lauterbach, es ist nicht mehr weit nach Putbus...
Der Hafen in Lauterbach, es ist nicht mehr weit nach Putbus...
Blick auf die kleine Insel Vilm
Blick auf die kleine Insel Vilm

Also - da sich über der Gegend von Prora dunkle Regenwolken aufgebaut haben, ändern wir unsere Richtung und lenken unsere Räder mehr südlich in Richtung Putbus, einem kleinen Städtchen... da ist das wolkengrau heller.

 

Die Radwege sind - wie hier üblich - sehr unterschiedlich: schön geteert, geteert - aber nicht schön, gepflastert, gesandet breit, Waldboden schmal. Es geht vorbei an Hünengräbern (ohne Knochen), durch Wäldchen, vorbei an Reet-gedeckten Häusern, durch naturbelassene Ostsee-Uferpfade und meist ohne irgendwelchen Autoverkehr. 

 

In Putbus angekommen, gibt es erst mal Fisch mit Bratkartoffeln - die gehen ungebremst in die Muskulatur... oder auf die Hüften - aber das ist mal zweitrangig. Wir sitzen im Freien... in der Zwischenzeit hat sich die Sonne einige blaue Löcher in die Wolkendecke gebrannt, sehr zu meiner Freude. Ich kann die dicke Radjacke im Rucksack verstauen, ebenso die Beinlinge... mmmhh das ist ja wie im Sommer. Für den Rückweg nehmen wir die gleiche Strecke - zumindest für die ersten 15 km. Dann können wir einem Cafe nicht widerstehen... es gibt Sanddornkuchen - man könnte in der Tat 2 Stückchen verdrücken. Dann bauen wir noch eine Fähre in unseren Heimweg ein - ein stämmiger Kerl rudert uns in einem grösseren Ruderboot über eine Engstelle des Boddens auf die andere Seite.


Diese Reetdächer haben was...
Diese Reetdächer haben was...
...und die Ostsee ebenfalls... obwohl ich manchmal in ihrer Nähe fast vom Rad geblasen werde...
...und die Ostsee ebenfalls... obwohl ich manchmal in ihrer Nähe fast vom Rad geblasen werde...

Nur noch durch den Wald vor dem Campingplatz mit seinen unzähligen Wegen... und ich finde noch einen Trail, der uns ab und zu zum Absteigen zwingt... aber dann geht's unter die Dusche...