Etappe 12: Aspang Markt - Wien

Ob ich es heute wohl bis Wien schaffe? Es sind noch ca. 120 km und mein Kampfgeist ist nahe Null - aber noch ist erst mal ein anständiges Frühstück angesagt. 

Die Luft ist frisch und es rollt gut - noch geht es ja ganz leicht bergab bis zu Wiener Neustadt. Genau da meldet sich schon wieder der Hunger - saublöd - denn ich fahre nur durch Wohngegenden und kann keine Kneipe ausmachen. Zudem verfahre ich mich noch... Endlich finde ich in einem Industriegebiet einen kleinen Imbiss. Es gibt Kartoffeln mit Ei und 2 Cola. 

Wiener Neustädter Kanal, der zeiht sich...
Wiener Neustädter Kanal, der zeiht sich...
Das erste Strassenschild
Das erste Strassenschild
Eigentlich bin ich schon in Wien...
Eigentlich bin ich schon in Wien...
Endlich in Wien...
Endlich in Wien...

Frisch gestärkt geht es dann am Wiener Neustädter Kanal entlang - der zieht sich endlos... In der Zwischenzeit hat auch der Wind - natürlich Gegenwind - aufgefrischt. Ich stoße auf eine Gruppe österreichischer Soldaten, die sich wohl auf einer Übung befinden. Mein Körper wird wenigstens durch den Fahrtwind etwas abgekühlt, die Jungs jedoch schmoren in ihren dicken Kampfanzügen vermutlich wie Rindsrouladen in der Pfanne.  

Immer wieder gerne gesehen: Fiaker...
Immer wieder gerne gesehen: Fiaker...

Je weiter ich nach Wien komme, desto dunkler werden die Wolken über der Stadt. Weitgehend unbehelligt vom Verkehr geht es in Richtung Hauptbahnhof. Die letzten Kilometer lege ich auf einem gut ausgebauten Radweg zurück. Im Hotel Azimut - nicht weit vom Hauptbahnhof entfernt - finde ich meine heutige Ruhestätte. 

Nach einer ausgedehnten Dusche, fülle ich meinen Kohlehydratspeicher wieder mit Spaghetti auf. Ein Absacker im Hotel gibt mir die nötige Bettschwere und befördert mich ins Dunkel der Nacht.



Etappe 11: Hartberg - Aspang Markt

Ich stehe  extra ne halbe Stunde früher auf da heute eine echt harte Etappe auf dem Programm steht. Das Frühstück schließe ich mit 3 Erdbeeren ab - die schmecken prima. In der Fußgängerzone von Hartberg - der Name kommt nicht von ungefähr - die Stadt liegt hart am Berg, hole ich mir noch eine belegte Semmel. Da ich mich noch auf dem Bahnhof erkundigen wollte, ob ich von Wien aus einen Zug mit einem freien Radplatz buchen kann, radle ich noch schnell auf den Bahnhof. Allerdings vergaß ich, dass - wie überall - gespart wird und kein menschliches Wesen mehr auf den meisten Bahnhöfen anzutreffen ist. Also - hier werde ich nicht erfahren, ob ich einen Platz für mein Fahrrad ergattern kann.

Also suche ich wieder ein Schild "R12" - das mich in Richtung Wien bringt. Die dunklen Gewitterwolken verheißen nichts Gutes... prompt regnet es auch schon. Nach etwa 5 km im Regen zeigt sich wieder über mir der Himmel in blau. Schnell die Regenklamotten wieder vom Körper gerissen...  Diese Regenklamotten sind zwar ganz gut - man wird von außen nicht nass. Der Nachteil ist, dass bei körperlicher Anstrengung - also wenn sich Schweiß auf der Haut bildet - dieser nicht mehr verdunstet. Das Ergebnis ist, dass die Klamotten auch innen so langsam aber sicher feucht werden... und das fühlt sich auch nicht so prickelnd an.

Kurz vor Friedberg...
Kurz vor Friedberg...

Punkt 12 Uhr bin ich in Friedberg (...berg, das liegt nicht unten im Tal...) und es gibt in einer Fleischhauerei mit Wirtschaft ne schmackhafte Suppe. Ich sitze direkt am "Hauptplatz" wie das hier so heißt und da gibt es einiges zu sehen - interessanter sind jedoch die Gespräche der einheimischen Frauen.

Auf dem Weg in den Wintersportort Mönichkirchen
Auf dem Weg in den Wintersportort Mönichkirchen
Normalerweise fahre ich rechts...
Normalerweise fahre ich rechts...
Mönichkirchen
Mönichkirchen

Über Mönichkirchen hängen dichte Regenwolken - und der Ort ist wie ausgestorben. Naja, es ist ja auch ein Wintersportort. Mitten im Ort erinnert ein Grenzhäuschen an die Sowjets - Gott sei Dank war die Schranke offen...

Es bleibt mir also gar nichts anderes übrig als diesen tristen Ort zu verlassen. In einer rasanten Abfahrt (9 km lang) geht es auf der Bundesstraße nach unten. In Aspang-Markt finde ich wieder den Radweg in Richtung Wien. Da der nächste grössere Ort jedoch noch ca. 30 km entfernt liegt, mache ich mich auf die Suche nach einem Bett mit Dusche. Ich finde das Gewünschte am Ortsende. Der Wirt hat gerade noch ein Zimmer frei, das ich sofort in Beschlag nehme. Den ausliegenden Prospekten entnehme ich, dass ich mich nun in der "Buckligen Welt" befinde. Und wenn ich so um mich in die Landschaft schaue, dann kann ich das nachvollziehen...


Etappe 10: Fürstenfeld - Hartberg

Und wieder scheint am hellen Morgen schon die Sonne. Ich verlasse Fürstenfeld - die grobe Richtung ist immer noch Nord - Wien. Bad Blumau mit seiner bekannten Hunterwasser-Therme erreiche ich noch am Vormittag. In der Haupstrasse sind Tische und Bänke aufgebaut. Ich steige vom Rad ab und frage einen Einheimischen nach dem Grund des Festes.

Er erzählt mir, dass Bad Blumau heute einen Versuch startet, ins Guinnessbuch der Rekorde zu kommen: Die längste Wellness-Frühstückstafel der Steiermark. Und sie haben es geschafft. Die Tafel war 215 Meter lang, und es gab nur regionale Produkte - leider war ich etwas zu spät - das Frühstück war schon vorbei...

Bad Blumau, die längste Wellness-Frühstückstafel der Steiermark. 215 Meter lang und über 1.000 FrühstückerInnen...
Bad Blumau, die längste Wellness-Frühstückstafel der Steiermark. 215 Meter lang und über 1.000 FrühstückerInnen...

Nebenbei erzählte mir mein Einheimischer, dass er früher auch viel mit dem Rad unterwegs war: Durch ganz Amerika und durchs Baltikum sei er geradelt, nur momentan hätte er 10 kg zuviel auf den Rippen...

Auf dem Weg zur Therme Bad Blumau
Auf dem Weg zur Therme Bad Blumau
Bad Blumau, Therme
Bad Blumau, Therme
Bad Blumau, Therme
Bad Blumau, Therme
Echt sehenswert...
Echt sehenswert...

Schade, dass ich die Zeit nicht habe, in der Therme einige Wellness-Stunden einzulegen. Die Außenanlagen und die Gebäude sind ein Genuss für Augen und Seele. Ich schwinge mich wieder in den Sattel und nehme die nächsten Kilometer in Angriff. In St. Magdalenen (immer wenn ein "St." vor dem Ortnamen steht, befindet sich der Ort auf einem Hügel...) tröpfelt es leicht und ich finde im Magdalenastüberl Unterschlupf.

Hartberg, alter Ortkern
Hartberg, alter Ortkern

Ich weiß zwar nicht, warum ich das verdient habe, höre trotzdem beim Bier aufmerksam zu. Die Wirtsleute sind sehr freundlich und auch das Essen schmeckt sehr lecker. 

 

Nachmittags - in der Zwischenzeit scheint wieder die Sonne - erreiche ich Hartberg. Schnell nach einem Zimmer geschaut und ab in den Biergarten. Ich finde es schön, dass bei meiner Ankunft die Jugend-Musikkapelle des Dorfes aufspielt. 

Dei Jugendblaskapelle mit ca. 40 Jugendlichen spielt auf...
Dei Jugendblaskapelle mit ca. 40 Jugendlichen spielt auf...
Brauhaus, meine heutige Unterkunft
Brauhaus, meine heutige Unterkunft
Heilkünste?
Heilkünste?


Etappe 9: Bad Radkersburg - Fürstenfeld

Das Gelände ist wieder wie die Tage davor...

Mal bringe ich meinen Körper einen sanften Anstieg hoch, mal kommt ne langgezogene Abfahrt, wobei der Fahrtwind dann wieder den hart erkauften Schweiß in meinem Gesicht trocken bläst - das tut gut.

Mal ist in der Ferne ein Kirchlein auf einer Anhöhe auszumachen... und ich denke: da geht es doch jetzt bestimmt nicht hoch... Aber meist täusche ich mich und es kommt wie es kommen muss...

Über der Brücke ist Slowenien
Über der Brücke ist Slowenien

Den Vogel schießt das Dörfchen "Sankt Anna am Aigen" ab. Der Weg zur Kirche ist so steil, dass ich absteigen muss. Das Schieben des Rades ist unterdes nicht einfacher: Ich drücke das Rad mit aller Kraft vielleicht einen halben Meter vom Körper weg (nach oben), ziehe beide Bremsen an und ziehe mich dann am Rad weiter nach oben - dann wieder Bremse lösen, Rad einen halben Meter nach oben drücken, Bremsen anziehen und den Körper wieder ans Rad ran ziehen... Völlig fertig komme ich oben an der Kirche an. Es gibt einen schönen Vorplatz, auf dem gerade die 300 Jahrfeier der Kirche vorbereitet wird. Ein Blumenschmuckaufsteller fragt, wie es mir hier gefällt. "Naja, den Aufstieg hierher will ich mal nicht beschreiben - aber das Fest hier wird sicher super schön." Ich erfahre, dass jedes Jahr zur gleichen Zeit ein Weinfest stattfindet, es beginnt jedoch erst nachmittags...

So langsam erhole ich mich wieder und es geht wieder weiter. An einem kleinen Fluss mache ich Rast - weit und breit kein Dorf auszumachen - also gibt es Müsliriegel und Wasser.

Blick über die Grenze nach Slowenien
Blick über die Grenze nach Slowenien
Blick auf St. Anna am Aigen
Blick auf St. Anna am Aigen
St. Anna am Aigen, Festplatz
St. Anna am Aigen, Festplatz
Mittagsrast an der Raab
Mittagsrast an der Raab

Gegen 16 Uhr erreiche ich Fürstenfeld. Unterkunft finde ich in einem JUFA-Sporthotel. Ich stehe an der Anmeldung und eine nette Blondine kümmert sich um mich - plötzlich geht hinter mir die Türe auf und ein kompletter Bus mit Jugendlichen strömt zu Rezeption. Die Mädels und Jungs hatten sicherlich eine weite Busfahrt hinter sich, in dem reichlich dem Alkohol zugesprochen wurde. Manche konnten sich fast nicht mehr auf den Beinen halten und rempelten mich (sicherlich unabsichtlich) an, worauf sich sich immer wieder anständig entschuldigten und versuchten, ihre unkontrollierten Ausfallschritte wieder unter Kontrolle zu bringen.

Therme Loipersdorf
Therme Loipersdorf

Auf einer Terrasse einer Brauereiwirtschaft stille ich Hunger und Durst. Gegen 22 Uhr lasse ich mich satt und matt in mein Bett fallen. 

Ich könnte mich ja ins Bett legen...
Ich könnte mich ja ins Bett legen...
Zeit für ne Pause in Unterlamm
Zeit für ne Pause in Unterlamm


Etappe 8: Ljutomer - Bad Radkersburg

Das Wetter zeigt sich von der freundlichen Seite, so kann ich schon das Frühstück im Freien genießen. Schon bald sitze ich wieder im Sattel, denn unweit beginnen wieder die Hügel - wie schon gesagt - Toskana - ähnlich. Die heutige Tour wird relativ kurz, sie wird knapp unter 50 km bleiben.

Die Landschaft ist wirklich...
Die Landschaft ist wirklich...
...ein Traum...
...ein Traum...

Der Radweg ist zwar schon als "Murradweg" ausgeschildert, jedoch die Mur bleibt dem schwitzenden Radler verborgen. Erst in Bad Radkersburg überquere ich ne Brücke - unter mir die Mur. Ich beziehe im Birkenhof Quartier - empfehlenswert. Abends ist ne Fete angesagt: "Flanieren und Radieren". Damit ist wohl gemeint, dass die Bevölkerung aus ihren Höhlen hervor kommen soll, um zu s(c)hoppen - und das bei reduzierten Preisen. Leider frischt nun so langsam der kühle Wind auf. Ich finde Einlass beim Metzgerwirt, der hat im Hinterhof ne wunderschön geschmückte Buschenschenke, die sich so langsam füllt. 

Zeit für eine Pause...
Zeit für eine Pause...
Ein ewiges rauf und runter...
Ein ewiges rauf und runter...
Bad Radkersburg in Feierlaune (die Gäste kommen gleich...)
Bad Radkersburg in Feierlaune (die Gäste kommen gleich...)
Die ersten Stände werden aufgebaut...
Die ersten Stände werden aufgebaut...


Etappe 7: Maribor - Ljutomer

Drau bei Maribor
Drau bei Maribor

Ich schlage die Augen auf und sehe rings um mein Bett herum roten Tüll - von der Decke bis zum Boden. Der Boden ist in Kuhfellfarbe gehalten: schwarz/weiss. Mitten im Zimmer ein riesiger Whirlpool... niemand drin... Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Ach ja, ich bin ja gestern in diesem Rotlicht-ähnlichen Zimmer gelandet. 

Ich gehe unter die Dusche - will meine Haare auf Vordermann bringen... Im ganzen Zimmer ist kein Spiegel zu finden. Nur so ein Miniteil, das ne 10-fache Vergrößerung bietet - und das braucht am hellen Morgen kein Mensch.

Die Burg hoch über Ptuj
Die Burg hoch über Ptuj
Ptuj, die älteste Stadt Sloweniens
Ptuj, die älteste Stadt Sloweniens
Auf dem Weg nach Ormoz (Grenze zu Kroatien)
Auf dem Weg nach Ormoz (Grenze zu Kroatien)

Ich verlasse Maribor (es fängt an zu Tröpfeln) und nehme den Radweg nach Ptuj, die älteste Stadt Sloweniens. Erst geht es noch an der Drau entlang, dann ist fast bis Ptuj von der Drau nichts mehr zu sehen. Über Ptuj (das bis auf die Jungsteinzeit zurück geht) trohnt die mächtige Burg. In Zeiten des römischen Reichs wurde die Stadt von bis zu 40.000 Menschen bewohnt.

Burg Ptuj, Eingang
Burg Ptuj, Eingang
Burg Ptuj
Burg Ptuj

Weiter geht es nach Ormoz an der Grenze zu Kroatien. Nun schlage ich wieder den Weg in Richtung Nordwest ein - zu Mur. Von der Drau zur Mur macht sich ein landschaftliches Kleinod auf - die Hügel ähneln denen in der Toskana. Gut - die Oberschenkelmuskulatur ist hier wieder gefordert. Die 23 kg Gepäck (hinten 2x6 kg, vorne 2x3 kg und der Rucksack mit 5 kg) wollen über die Hügel transportiert werden.

Grüne Hügellandschaft zwischen Drau und Mur...
Grüne Hügellandschaft zwischen Drau und Mur...
Das Ortsschild - nun  kanns ja nicht mehr weit sein...
Das Ortsschild - nun kanns ja nicht mehr weit sein...
Ist das die letzte Rampe nach Jeruzalem?
Ist das die letzte Rampe nach Jeruzalem?

Nach der letzten Rampe geht es nur noch bergab - und wer lange bergauf fährt, darf lange bergab fahren. Ich bin begeistert. Bald ist Ljutomer erreicht. Ein Hotel ist auch schnell gefunden - das "Stela". Es ist zwar noch nicht eröffnet, aber ein überaus motivierter Küchenboy kramt aus einer Kiste einen Zimmerschlüssel hervor und erklärt mir in vielen Sprachen und mit vielen Händen, dass die Rezeption erst morgen besetzt ist. Ich nehme das freudig zur Kenntnis und schon bin ich auf dem Zimmer, um mir den Staub vom Körper zu spülen.

Der Marktplatz von Ljutomer ist wie ausgestorben... ob das an mir liegt?
Der Marktplatz von Ljutomer ist wie ausgestorben... ob das an mir liegt?

Nun schreit mein Körper nach Körnern und zwar nach solchen, die vorher von einer Sau gefressen wurden. Also gehe ich wieder nach unten und suche nach meinem vielsprachigen Küchenboy. Ich begreife schnell: Die Küche wird auch erst morgen eröffnet. Also nix wie raus... Ich finde eine schöne Terrasse mit einem freien Tisch. Ein Grillteller mit Bier und Wein für 12 Euro - da lacht das Herz eines Schwaben...

 

Satt und matt entschwebe ich ins Land der Träume.



Etappe 6: Ruden - Maribor

Schnell noch eine Wurstsemmel gekauft...
Schnell noch eine Wurstsemmel gekauft...
Lavamünd
Lavamünd

Die Wirtin ist überaus nett und freundlich - auch über das Frühstück will ich mich nicht beklagen. Die Sonne heizt bereits am frühen Morgen wieder kräftig an. Im Gasthaus haben noch 5 andere Radlerinnen übernachtet. Diese haben sich gestern mit dem "Radtaxi" bringen lassen - allesamt E-Bike-Fans.

Lavamünd ist die letzte Stadt, die auf österreichischem Gebiet liegt. Nach der Grenze zu Slowenien - die ja wie alle Grenzen der EU - zwischenzeitlich kaum mehr als Grenze zu erkennen ist.

Jetzt wird es richtig hügelig. An der Drau direkt fehlt einfach der Platz für einen schönen Radweg. Deshalb geht es hinauf in die Hügel. Plötzlich stehe ich an einer unfertigen Brücke.


Um auf die Brücke zu kommen, müsste ich mit meinem Bike einen Sprung von ca. 3 Metern machen, da diese noch an der Brücke fehlen - vorne und hinten. Ich schaue mich etwas hilflos um und entdecke einen Bauarbeiter, der mir mit der Hand winkt. Ich schiebe mein Rad in die angezeigte Richtung an den Bach runter. Dabei muss ich ganz schön aufpassen und beide Bremsen anziehen, so steil ist das Gelände - und ich will ja auch nicht unfreiwillig schwimmen gehen. Ich erkenne auch die schmale Holzbrücke, die die Arbeiter extra für mich gezimmert haben.

Ich komme zwar fast nicht durch die Brücke aber ein Arbeiter ist mir freundlicherweise behilflich - vielen aber herzlichen Dank.

 

In Vuzenica beginnt es zu regnen - Gott sei Dank - zeigt sich auf der linken Straßenseite eine kleine Gartenwirtschaft. Linke Hand raus - Rad abgestellt - und einen Sitz blockiert. Es gibt wieder Radler (das schmeckt hier einfach lecker erfrischend - mit Zitrone) und Nudeln. Im Hintergrund drückt das ausgewachsene Grollen eines Gewitters auf meine Ohren - und es kommt immer näher - der Regen ist schon da.

Hängebrücke bei Lavamünd
Hängebrücke bei Lavamünd

Ich entschließe mich, dem Gewitter durch die Inanspruchnahme eines Zuges aus dem Wege zu gehen. Ich beschleunige auf der Fahrt zum Bahnhof auf Höchstgeschwindigkeit - stelle dort mein Rad ab und suche den Fahrkartenautomat. Weit gefehlt... hier ist der Mensch noch leibhaftig vorhanden und wird nicht durch einen Blechkasten ersetzt. Ich finde eine offene Türe, schaue rein und entdecke eine nette schlanke Bahnbedienstete, mit der ich mich auf ein Verkaufsgespräch einlasse.

Vuzenica Bahnhof
Vuzenica Bahnhof

Also erstehe ich eine Karte mär mich und mein Bike - die Nette vom Bahnhof geht mit mir zum Gleis und erklärt mir, dass ich meine Packtaschen noch abmontieren müsse. Ihr Wunsch ist mir Befehl und schon kommt auch der Zug nach Maribor. Erhält genau richtig - eine Rolltüre geht auf und ich stemme mein Rad in den Zug - wobei mir der Zugbegleiter behilflich ist (das gibt es in Deutschland nicht).


Kurze Zeit später bin ich in Maribor. Die Touristeninfodame besorgt mir ein Zimmer - ziemlich zentral gelegen. Und es wäre ja ganz leicht zu finden, wenn diese 4-spurigen Straßen nicht wären... und mehr Ampeln... Irgendwann habe ich es geschafft - und ich schlummere dem Morgen entgegen...

Etappe 5: St. Jakob im Rosental / Mühlbach - Ruden

Die Sonne steht schon am Himmel, jedoch ist es noch ziemlich frisch, als ich den Balkon betrete. Ich habe meine Radlerhose gestern zum Trocknen aufgehängt - in der Hoffnung, dass ich sie heute morgen wieder anziehen kann. Das kann ich knicken, denn sie ist noch ziemlich feucht. Egal - ich habe ja genügend Sachen dabei.

Radweg im Rosental
Radweg im Rosental

Das Frühstück bringt mir meine Lebensgeister zurück. Bald befinde ich mich wieder auf dem Drauradweg. Heute sind wesentlich weniger Reiseradler unterwegs als die Tage zuvor. Das liegt vielleicht an der Tatsache, dass die Gegend zwar traumhaft schön, aber auch traumhaft ruhig und abgeschieden ist - um es mal etwas gepflegt auszudrücken.


Um ca. 12 Uhr meldet sich mein Magen – die zum Frühstück eingeworfenen Kalorien sind verbraucht und mein Körper verlangt Nachschub. Eine Tafel zeigt den Weg zu einer „Mostschenke“. Es gibt ein super belegtes Wurstbrot mit Radler und Holunderschorle. Das reicht bis zum nächsten Eiscafe. Der ca. 3 jährige Sohn des Wirts stresst Vater und Mutter bis aufs Blut. Vermutlich fehlte ihm ganz einfach eine Mütze voll Schlaf – so oft wie er sich seine Augen reibt.

Ich trete brav in die Pedale. In Völkermarkt (liegt am Hang und das Rad ist eigentlich nur durch Schieben in das Städtchen zu bewegen) erblicke ich ein Eiscafé - ganz neu eröffnet - wie mir die freundliche Bedienung erzählt. Ich bestelle mal 2 Kugeln Zitrone und 2 Kugeln Banane - einfach lecker. Die Temperatur meines Körpers geht wieder in Richtung Normaltemperatur. Das Wetter ist jäh durchwachsen - mal tröpfelt es, so dass ich die Regenüberschuhe und den Regenkittel anziehen muss. Fünf Minuten später scheint wieder die Sonne - also das Zeug wieder ausziehen... und 10 Minuten später wieder umgekehrt. In Duden habe ich ne Unterkunft gebucht, und bis in diese ist der Drauradweg sehr hügelig. Gegen 17 Uhr laufe ich bein Kirchenwirt ein. Nun freue ich mich auf eine ausgedehnte Dusche.

Nach Ruden  das sind nur eine Handvoll Häuser - und dort habe ich eine Unterkunft gebucht - ist der Drauradweg sehr hügelig. Gegen 17 Uhr laufe ich beimn Kirchenwirt ein. Nun freue ich mich auf eine ausgedehnte Dusche.


Etappe 4: Sachsenburg - St. Jakob im Rosental Mühlbach

Bauernhof mit Bastelopa
Bauernhof mit Bastelopa

 

Der geschäftgstüchtige Wirt steht schon an der Theke, als ich den Frühstücksraum betrete. Während ich meinen Magen fülle, will er sich um das Wetter kümmern. Bei schon sehr warmen Temperauren radle ich in Richtung Villach. Der Radweg weist keine nennenswerten Steigungen auf. Und das Eine muss man den Österreichern schon lassen: Die Wegführung ist allererste Sahne. Der Radweg ist so angelegt, dass man nur äußerst selten eine Straße überqueren muss. Also ein dickes Lob an unsere österreichischen Planer.

 

Ich streife Spittal und da ich noch nicht hungrig bin, geht es auch gleich weitet nach Villach. Hier such ich den Weg in die Stadt... und da ist einiges los. Die Strassencafes sind voll - die Sonne strahlt, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich genehmige mir 4 Kugeln Eis - das bedeutet zumindest Kühlung von innen.

Für heute ist ein Zimmer im Thomashof reserviert. Ich komme dort an, steige vom Rad und verliege fast die Sohle von meinem rechten Radschuh. Ein leiser Fluch kommt über meine Lippen... Die Sohle klebt nur noch an den Zehen - natürlich nicht an meinen Zehen - sie klebt nur noch ganz vorne am Schuh. Ich frage gleich den freundlichen Wirt, ob denn zufälligerweise ne Tube Pattex im Hause hätte. Er geht sofort auf Such und kommt tatächlich mit einer halbvollen Tube zurück.

Ich flicke meine Schuh - noch bevor ich unter die Dusche steige und bringe dem jungen Mann an der Rezeption seinen Kleber dankend wieder. Ich bin mal gespannt, wie lange die Sohle am Schuh bleibt...

Thomashof, empfehlenswerte <Unterkunft mit Naturbadeteich
Thomashof, empfehlenswerte <Unterkunft mit Naturbadeteich
Villach Fußgängerzone
Villach Fußgängerzone
Villach
Villach
Labstation an der Drau
Labstation an der Drau

Etappe 3: Bad Hofgastein - Sachsenburg

Bereits morgens beim Erwachen höre ich die Regentropfen auf dem Asphalt aufschlagen. Ich mache die Balkontüre zu - dann ist wieder Ruhe. Jedoch der Schlaf ist gestört... so ein Käse... Regen am frühen Morgen ist nun nicht das, was ich erwartet habe. Etwas später - ich bin gesucht und ein ganz neuer Mensch - gehe ich zum Frühstück. Der Chef persönlich, vermutlich ein Skilehrer, kümmert sich seine Gäste - die meisten sind weiblichen Geschlechts.

 

Ich befrage den braun gebrannten Frauentyp nach dem Wetter für heute: "Heute ist der schlechteste Tag der Woche" (8 Stunden später hätte er sagen müssen: "Heute ist der schlechteste Tag des Jahres...").  Ich hole mein Rad aus der Garage - es regnet heftig... und so beschließe ich, zum nächstgelegenen Bahnhof zu radeln, um den vor mir liegenden Weg zumindest teilweise im Zug trocken zu überstehen.

Herbststimmung mit Gewitter und Regen
Herbststimmung mit Gewitter und Regen

Am Bahnhof angekommen stelle ich fest, dass der nächste Zug erst in 1,5 Stunden geht. Einige Taxis bringen während der Wartezeit Touristen, die alle in Zügen verschwinden, während ich noch warten muss.

Dann kommen 2 völlig aufgeweichte Radler - nass bis auf die Haut. Sie ziehen sich im Warteraum des Bahnhofs um. Wieder geht die Türe auf und ein junges Ehepaar - ebenfalls Radler - schieben ihre Räder mitsamt Anhänger, in dem ein Minibaby schläft, in den Warteraum.  Wie ich erfahre, ist das Baby gerade mal 7 Monate alt.


Ein Ehepaar - er 82 und sie 78 erzählen - ihr Zug nach Dortmund hat Verspätung - ihre Lebensgeschichte. Und die ist in der Tat interessant: Beide verwitwet, haben sich kennen gelernt. Jeder hatte ein Haus, einen Wohnwagen, ein Segelboot... Vor etwa einem Jahr haben sie alles verkauft und sich ein kleines Häuschen in der Nähe von Hannover gebaut, in Neustadt / Rübengebirge. Wir waren gleich auf einer Wellenlänge - hätten sicherlich noch über Gott und die Welt plaudern können - aber dann kam ihr Zug...

10 Minuten später konnte auch ich in den Railjet in Richtung Tauerntunnel einsteigen... bis der Schaffner kam und mich nach der Reservierung fragte. Da ich keine Reservierung hatte - und auch nicht wusste, dass ich eine benötige, bat er mich auf ziemlich (un)höflich den Zug bei der nächsten Haltestelle zu verlassen. So schob ich mein Rädchen in Bad Gastein wieder aus dem Zug - obwohl genügend Platz im Abteil vorhanden gewesen wäre und ich auch die entsprechenden Tickets gehabt habe - aber eben keine Reservierung.


Endlich durch den Tauerntunnel...
Endlich durch den Tauerntunnel...

Etappe 2: Hallein - Bad Hofgastein

Bei den Salzachöfen
Bei den Salzachöfen

Das Frühstück war sehr gut und die Sonne zeigt sich auch heute von ihrer besten Seite. Ich starte in Hallein und fahre durch einige Gassen, die mir noch vom gestrigen Weinfest in Erinnerung sind. Dann geht es wieder an die Salzach zurück. Nach ein Kilometern wird es etwas hügelig und wir kommen nach Golling. Leider verpasse ich die Einführt zum Wasserfall - egal - man kann sich nicht alles anschauen.


Das erste Hinweisschild "Pass Lueg" taucht auf. Die Ausfahrt hält dich jedoch in Grenzen - nur die letzte Rampe ist von der harten Sorte. Mit Mühe schaffe ich es bis auf den Parkplatz und schiebe mein Bike erst mal in den Bikeständer.

Gasthof Pass Lueg (über dem Aurotunnel)
Gasthof Pass Lueg (über dem Aurotunnel)
Eingang zur Schlucht mit den Salzachöfen
Eingang zur Schlucht mit den Salzachöfen

Bischofshofen - da gibts doch ne Schanze...
Bischofshofen - da gibts doch ne Schanze...

Nach einer ausgedehnten Pause geht ist wieder runter vom Pass. Die Landschaft ist hier echt idyllisch - nur einige Motorräder stören durch ihre Lautstärke.

Am liebsten würde ich ja ein kühles Bad nehmnen...
Am liebsten würde ich ja ein kühles Bad nehmnen...

In Schwarzach meldet mein Körper - in diesem Augenblick vertreten durch Ich meinen Magen und unterstürzt von meinem Bauch "Hunger" und "Durst". Ich finde ein Gasthaus - und an der Tafel hängt ein handschriftlicher Zettel: "Samstag und Sonntag geschlossen".  Ich gehe in die Gaststube, niemand anzutreffen - ich gehe in die Küche, wo der Chef gerade den Hörer auf das Telefon legt.

Den Hähnchensalat kann ich empfehlen...
Den Hähnchensalat kann ich empfehlen...

Ich bestelle... als ich wieder im (leeren) Biergarten meinen Platz einnehme - fällt mein Blick noch einmal auf den Hinweis: "Samstag und Sonntag geschlossen".  Nun registriert mein Gehirn so langsam... Heute ist Samstag. Sicherlich ging es dem Chef gleich wie mir, denn - obwohl ich der einzige Gast war, brachte er mir meinen Hähnchensalat und ein Radler.

Nochg 8 km bis zur Dusche
Nochg 8 km bis zur Dusche
Ziel erreicht...
Ziel erreicht...

Der Radweg Zwischen Schwarzach und dem Gasteinertal führt teilweise an einer viel befahrenen Bundesstrasse entlang und auch durch einen 1,5 km langen Tunnel.


Die Abgase und den Autolärm im Tunnel wollte ich mir heute nicht antun. Ein Taxiunternehmen hat schon vor langer Zeit erkannt, dass es viele Menschen gibt, die so denken wie ich. Und genau dieses Taxiunternehmen bringt mich durch den Tunnel... 

Etappe 1: Nellingen - Hallein

Der erste kleine Etappenabschnitt von Nellingen nach Amstetten (Bahnhof) ist unspektakulär. Es ist 8 Uhr und es hat ab und zu ganz leicht geregnet - dadurch ist die Luft richtig frisch und putscht die Lungen richtig auf.

Der Zug läuft in Amstetten mit einer angekündigten Verspätung von 5 Minuten ein. Gefühlt sind es jedoch wesentlich mehr. Da ich in Ulm nur 6 Minuten Umsteigezeit zur

Der Zug in Amstetten lässt auf sich warten...
Der Zug in Amstetten lässt auf sich warten...

Verfügung habe, um meinen Zug nach München zu erwischen (von Gleis 1 auf Gleis 25), schwant mir schon Übles. Und in der Tat: in Ulm angekommen herrscht auf Gleis 25 gähnende Leere - mein Zug hat sich (bestimmt hatte er auch einige Minuten Verspätung) schon vom Acker gemacht. Meine Sympathien für die deutsche Bahn gehen gegen Null, da ich mir nun in Ulm für eine Stunde die Beine vertreten darf. Der nächste Zug kommt erst in einer Stunde...

Nach einer Stunde setzt mich der Zug wieder in Bewegung. Das ist die erfreuliche Nachricht - die weniger erfreuliche Nachricht ist, dass in München nun wiederum nur einige Minuten zum Umsteigen habe... Nur ist es dieses Mal noch schlimmer: Wenn ich den Zug in München nicht erwischen, dann muss ich 2 Stunden warten, bis ich in Richtung Salzburg weiterbefördert werde.

Der aufmerksame Leser vermutet schon... und so kam es auch... auch der Zug nach München hat Verspätung. Der Zugführer - er kann ja nichts dafür - vertröstete uns mit den Worten: Wir müssen einige Minuten anhalten, da sind Menschen im Gleis... ´Kurz und gut - ich war auch in München zu 2 Stunden Zwangsaufenthalt verdonnert.  


Salzburg, Brücke über die Salzach, m Hintergrund die Burg
Salzburg, Brücke über die Salzach, m Hintergrund die Burg

Schlussendlich erreiche ich Salzburg - wohlbehalten, aber auch wieder mit Verspätung. Da ich Salzburg ja schon früher kennengelernt habe, bleibe ich nicht lange in der Stadt. Ich suche den Radweg der Salzach  entlang, den ich überraschend schnell finde. Da es schon 19 Uhr ist, als ich in Hallein eintreffe, suche ich mir eine günstige Übernachtungsgelegenheit, die ich beim Hafnerwirt finde.


Auch ein Biergarten ist im Zimmerpreis inklusive...
Auch ein Biergarten ist im Zimmerpreis inklusive...
Meine Nase spürt das Weinfest auf - so ein Zufall
Meine Nase spürt das Weinfest auf - so ein Zufall
Selbst wenn ich noch könnte... ich darf nicht...
Selbst wenn ich noch könnte... ich darf nicht...

Nur noch einmal schlafen...

Die Packtaschen sind gepackt und bis auf eine an meinem Reiserad befestigt. Die Kette ist frisch geschmiert und meiner 2-wöchigen Radtour steht nichts mehr im Wege. Morgen früh geht es mit dem Zug nach ? (das kannst du mal raten) und dann suche ich erst mal ein Quartier. In der Hauptstadt des gleichnamigen österreichischen Bundeslandes gibt es jede Menge Sehenswürdigkeiten, die ich mir im Laufe des Abends zu Gemüte führen kann. Am Samstag geht es dann - einem kleinen Flüsschen folgend - weiter in Richtung Süden. Nein, nicht mit dem Zug... mit dem Rad. 

 

Das Ende der Radtour - so ist zumindest der Plan - ist dann ein Städtchen in Österreich mit so ca. 1,8 Millionen EinwohnerInnen. 

Am Bahnhof gehts los... Der wohl berühmteste Sohn der Stadt ist gerade mal 4 Jahre älter als ich - oh, Entschuldigung... 204 Jahre älter als ich...
Am Bahnhof gehts los... Der wohl berühmteste Sohn der Stadt ist gerade mal 4 Jahre älter als ich - oh, Entschuldigung... 204 Jahre älter als ich...